Name: Andrea Auer
Alter: 24
Beruf: Sozialarbeiterin
derzeitige Beschäftigung: Freiwillige in der ‘Başak – Kultur und Kunst Stiftung’ in Kayışdağı im Rahmen des EU Programms EFD (Europäischer Freiwilligendienst)
Wenige Tage nachdem ich mein Sozialarbeitsstudium in Wien erfolgreich abgeschlossen hatte, wurde ich bereits am Flughafen in Istanbul von zwei Freiwilligen der Einrichtung Basak erwartet. Am ersten Februar 2008 bin ich hier in Istanbul, genauer gesagt in Kayışdağı, einer Vorstadt der Megastadt Istanbul, gelandet. Im Zuge des europäischen Freiwilligendienstes (EFD), einem Programm der EU, ist es nun erstmals möglich, als internationaleR FreiwilligeR bei ‘Başak – Kultur und Kunst Stiftung’ mitzuarbeiten. Ich bin eine von insgesamt fünf Freiwilligen, die für einen Zeitraum von 6-12 Monaten bei Başak mitarbeiten werden.
Ich bin überwaeltigt von der immensen Größe dieser Stadt, deren Einwohnerzahl auf 16 Millionen geschaetzt wird. Bevor ich hierher gekommen bin, hatte ich keine Vorstellung, wie es möglich ist, so viele Menschen in eine Stadt zu bringen. Nachdem ich in Österreich in einer kleinen Gemeinde aufgewachsen bin und so immer viel Grün und Berge rund um mich hatte, bemerkte ich bald, dass mich hier in Istanbul ein anderes Leben erwartet. Die Stadt ist zugepflastert mit Haeusern, die nur von den Minaretten der Moscheen überragt werden.
Zum ersten Mal befinde ich mich in einem Land, in dem die Mehrheit der Bevölkerung muslimisch ist und so schreckte ich vor allem am Anfang meines Aufenthalts hier immer wieder auf, wenn ich den Ruf des Muezzins vernahm, der fünf Mal am Tag zum Gebet ruft.
Die Distanzen sind hier der Größe der Stadt entsprechend groß, darum sind es Tagesausflüge, die man unternimmt, wenn man von dem Stadtviertel Kayışdağı, in dem Başak situiert ist, ins historische Zentrum von Istanbul nach Sultan Ahmet faehrt. Je nach Verkehrsaufkommen braucht man 1,5 bis 2 Stunden. Ist man dort angelangt, hat man das Gefühl, man befinde sich in einer anderen Stadt, um nicht zu sagen, in einem anderen Land. Alles ist modern, gepflegt und vorbereitet für die Touristenströme aus aller Welt. Die Innenstadt bietet alle erdenklichen kulinarischen und kulturellen Möglichkeiten. In Kayışdağı hingegen gibt es kein Kino, weder Theater noch Oper, keine Museen, auch keine Shoppingcenter oder Einkaufsmeilen, keine Gourmetrestaurants oder Fitnesscenter, dafür gibt es donnerstags einen Markt mit frischem Obst und Gemüse, Kleidung und etwaigen Haushaltsartikeln und an jeder Ecke befindet sich ein Internetcafe oder auch ein Imbissstand mit Börek, Dürüm oder anderen türkischen Köstlichkeiten.
Vieles hier ist noch immer so ungewohnt für mich, und es braucht Zeit, um sich an gewisse Dinge zu gewöhnen. So ist es zum Beispiel verboten, in den Bussen zu telefonieren, die Schuhe werden vor der Haustür ausgezogen, in fast allen Häusern und auf allen öffentlichen Plätzen befinden sich Bilder oder Statuen des Gründers der Republik Türkei – Kemal Atatürk, der traditionelle Schwarztee (çay) wird zu jeder Tages- und Nachtzeit getrunken und türkische Fahnen zieren nicht nur offizielle Gebäude und private Häuser, sondern werden auch in den Autos als Rücksitzgarnitur demonstriert.
Gemeinsam mit den anderen vier internationalen Freiwilligen (Yann von Frankreich, Isabell aus Portugal, Eleni von Griechenland und Fabio von Italien) und weiteren zwei türkischen Freiwilligen (Ercan und Hümeyra) bewohnen wir eine Wohnung in der Nähe der Einrichtung Basak. Die ersten Wochen unserer Zeit hier verbrachten wir damit, die Einrichtung und all ihre Aktivitäten, die ausnahmslos von freiwilligen HelferInnen durchgeführt werden, kennenzulernen. Schritt für Schritt starten wir bereits mit unseren eigenen Projekten und sammeln Ideen für neue Aktivitäten. So habe ich bereits begonnen, Englischunterricht für Groß und Klein zu geben und spiele regelmäßig mit den Kindern auf dem Spielplatz gegenüber der Einrichtung, den Isabell und Yann gemeinsam mit den Kindern neu gestalten. Mehr Erfahrungsberichte und Schilderungen von meinen Beobachtungen, Erlebnissen und Aktivitäten mit den Kindern und Jugendlichen bei Basak gibts im nächsten Bericht……